Dienstag, 8. Mai 2012

ein Wochenende in London

Obwohl ich so viel für die Uni zu tun habe, konnte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, Simon einmal in London zu besuchen, bevor wir beide wieder nach Hause reisen.

Also bin ich am Freitag nach Malmö gefahren (mit dem Zug über die Øresundsbroen :) um von dort aus nach London zu fliegen. Ich kann nun sagen, dass Südschweden nicht anders aussieht als Dänemark und das ähnelt auch Norddeutschland ... nur dass ich an den zahlreichen kleinen schwedischen Seen sehr viele Wildgänse und -enten gesehen habe. Und die Schweden mögen eindeutig gelbe Farbe ^^


Unser Pilot hatte Recht, als er vor dem Abflug sagte "If you`re looking for decent weather, you`d better stay here in Sweden." In London wurde ich von dem traditionellen regnerischen Wetter empfangen. Aber da ich das ja schon aus Dänemark kenne, wollte ich mir davon nicht die Laune verderben lassen.


Nach meiner Ankunft bin ich mit Simon und ein paar seiner Freunde in die Innenstadt gefahren und habe dort einmal den Tower und die Tower Bridge bei Nacht gesehen. 


Ob da oben die Prinzessin wartet? ;)



Als ich mich so am Ufer der Themse umgeschaut habe, ist mir unwillkürlich eine andere Skyline in den Sinn gekommen, die ich erst unlängst gesehen hatte. Hier einmal der direkte Vergleich zwischen der Hauptstadt des ehemaligen Empire und der ehemaligen Kolonie:




Leider habe ich hier keine 360° Aufnahme, die hätte meinen Punkt noch deutlicher gemacht ...


Am nächsten Morgen habe ich mir noch einmal den Tower von London angeschaut, diesmal von innen. Dabei habe ich eine Führung von Yeoman the Warden mitgemacht. Ein sehr lustiger, unterhaltsamer Geselle mit dem typischen britischen Humor.


Man hat auch von Anfang an seine besondere Einstellung gegenüber Amerikanern gehört: "Is there anyone from Canada? *cheers* From Australia? *some cheers* Europe? *many cheers* from the UK? *loudest cheers* You don`t consider yourself part of Europe? *laughter* Anyone from the US? *some cheers* "No, you can`t cheer, you`re not part of the Empire. I`ll tell you what, you can have Yeehaw." *yeehaw* "Did everybody hear that? That`s why you`ll never have an Empire!"
Etwas später, nachdem der Warden uns mit einigen blutigen Gruselgeschichten über den Tower verwöhnt hatte: "Are you Americans still listening?" "Yes!" "All this great history could`ve been yours - if you`d only paid your taxes!" *laughter all around*



Nach der Führung habe ich mir erst einmal die britischen Kronjuwelen angeschaut. Ich muss sagen, das sind schon beeindruckende Stücke, auf beeindruckende Weise dargestellt. Ich konnte mich jedoch des Gedankens nicht erwehren, dass die dänischen Kronjuwelen von vergleichbarem kunsthandwerklichem Level sind, zudem soweit ich weiß älter, und die Dänen trotzdem nicht so einen Trubel darum machen. Die dänische Königsfamilie hat generell ein "lower profile", was bestimmt für die Mitglieder angenehmer ist.


Dann habe ich mir ein Mittagessen gegönnt, Steak&Ale Pie mit Kartoffelbrei und gravey darüber. Sehr deftig und lecker :) Anschließend habe ich einen Rundgang über die zur Themse gelegenen Wehrgänge gemacht. Dabei kam ich durch einige Räume aus dem 13. Jh., in denen man die originale Einrichtung sehr nett wiederhergestellt hatte:




Von den Wehrgängen aus habe ich auch entdeckt, wo die berühmten Raben untergebracht sind:


Nachdem ich also ausführlich den Tower begutachtet hatte, habe ich mich nach Nordlondon zum Geffrye Museum begeben. Dieses Museum befindet sich in einem ehemaligen Armenhaus, dessen einzelne Räume umgestaltet wurden, jeder Raum wurde wie ein typisches Wohnzimmer einer bürgerlichen Londoner Familie in aufeinanderfolgenden Epochen eingerichtet. Man beginnt in einer Stube aus dem 16. Jh. und arbeitet sich bis ins 20. Jh. vor. Dabei kann man nicht nur die Zimmereinrichtung besichtigen, sondern es wird auch erklärt, wie eine typische Familie aus der Mittelschicht damals gelebt hat, wie die Häuser gebaut wurden, etc. 
chronologisch von links oben nach rechts unten
Außerdem gehört zu dem Museum noch ein Garten, der auch in verschiedene Abschnitte mit verschiedenen Stilen unterteilt wurde und sehr schön hergerichtet und gepflegt war :)




An diesem Abend haben Simon und ich uns mit einer Freundin von ihm getroffen und sind in einen gemütlichen Pub in der Nähe des Wohnheims gegangen, wo wir schön quatschen konnten ;) Allerdings nicht sehr lange, um 11 Uhr herum machen alle Pubs in London zu. Was ich ehrlich gesagt vernünftig finde, mir würde es reichen, von 8 bis 11 Uhr oder so weg zu gehen, dann kann man am nächsten Tag noch normal arbeiten. Das scheitert hier leider am Gruppenzwang, der diktiert, dass man erst nach 10 Uhr überhaupt losgeht.


Am nächsten Morgen gings auf zur Westminster Abbey, dort haben wir den Gottesdienst besucht. Ich hatte schon Probleme, die Kathedrale von außen irgendwie auf ein Foto zu bekommen, als ich weiter zurückgehen wollte, stand ich fast auf der Straße - und von innen war sie noch viel beeindruckender! 

 
Eine sehr schöne gotische Kathedrale alles in allem mit wunderschönen Rosettenfenstern. Leider darf man drinnen nicht fotografieren. Der Gottesdienst war auch schön. Definitiv eine neue Erfahrung, ich hatte bisher erst Teile eines anglikanischen Gottesdienstes in Hongkong gesehen. Es ist für mich wie eine Mischung aus evangelisch und katholisch, mit mehr knien und mehr Liturgie als bei uns. Auch wurden die meisten Lieder von einem Chor gesungen. Sehr schön, klassisch und gekonnt, vor einer perfekten "Kulisse" ... aber mir macht es Spaß, selber mitzusingen ...


Auf dem Weg von der tube-Station durch die City sind wir an einigen der bekannten Touristenspots vorbeigekommen, da konnte ich mir so ein paar typische Fotos (I was here!) einfach nicht verkneifen:




Als nächstes Stand Camden Market auf meinem Programm. Dieses Viertel war noch genauso bunt, laut, voll, geschäftig und verrückt, wie ich es seit meinem letzten Besuch mit 14 Jahren in Erinnerung hatte :) Ich hab da so viel Spaß dabei, an all den Ständen vorbeizuschlendern und mir die verrückten Sachen anzuschauen, die es dort gibt - und auch die Menschen, die dort so rumlaufen ... Simon hat sehr viel Geduld mit mir bewiesen ;)




Nach einigen Stunden hatte ich dann eine totale Reizüberflutung und wir haben uns wieder in die Innenstadt begeben, wo ich noch das Victoria&Albert Museum besichtigen wollte. Auf dem Weg haben wir einen Abstecher zur Hummingbird`s Bakery gemacht, die Nina mir wärmstens empfohlen hatte - zu Recht, wie ich bestätigen kann, sind die cupcakes einfach himmlisch! Und Simon hat nur 5 min entfernt Vorlesung - das wäre für mich garnicht gut ;)





Das Victoria&Albert Museum ist das weltweit größte Museum für Kunst und Design. Obwohl ich schon in vielen Kunstmuseen war, habe ich hier doch noch so einige neue Dinge entdeckt. 


Dieses Gebilde hängt in der Eingangshalle - da hatte ein Glasbläser bestimmt ganz viel Spaß!
Einen Altar aus bemaltem Porzellan habe ich vorher noch nie gesehen!

neuzeitliche japanische Modeerscheinungen
Edinburgh durch die Augen eines chinesischen Künstlers (Anfang des letzten Jahrhunderts)
indische "Fenster" - die kannte ich schon, aber ich finde diese druchbrochenen Muster immernoch wunderschön
ein freundlicher britischer Stuhl ;)
Es gab eine sehr interessante Ausstellung über die Entwicklung der Glasmalerei und der Herstellung von bunten Fenstern - mit wunderchönen Beispielen :)
ein Beispiel aus einer Ausstellung alter Fotografien - aus der Zeit, als Künstler gerade erst begannen, dieses Medium für sich zu entdecken
Auf dem Rückweg vom V&A Museum sind wir an Simons Universität vorbei und durch Kensington Gardens zurück zum Wohnheim gelaufen. Ich muss sagen, das ist schon ein beneidenswerter "Schulweg" ...
Den letzten Abend haben wir noch viel gequatscht und dann war meine Zeit in London leider auch schon vorbei. Am nächsten Morgen ging es mit dem Bus zum Flughafen, dann nach Malmö, über die Öresundbrücke zurück nach Kopenhagen und von dort nach Odense. Immerhin wurde ich von Skandinavien mit sonnig-schönem Frühlingswetter zurückbegrüßt.

So, noch einmal ganz lieben Dank an Simon für ein super Wochenende und natürlich an meine Mama und meinen Papa für das Flugticket! 

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